Kreuzweg bei Gosheim führt durch einzigartiges Geotop

Meteorit schuf Kalvarienberg

GOSHEIM – Um rund 90 Meter überragt der Flachsberg die an seinem Südwesthang in gut 400 Metern Höhe gelegene Gemeinde Gosheim (Kreis Donau-Ries). Vom östlichen Gosheimer Ortsrand her steigt ein Kreuzweg ein Stück weit den Flachsberg hinauf, anschließend den Kalvarienberg. 

Bis zum hohen Kruzifix, das den Endpunkt bildet und damit zugleich den Gipfel des Kalvarienbergs markiert, geht der Beter 14 Stationen beständig bergan. Er bewegt sich ausschließlich im dichten Schatten uralter Linden, Eschen und Eichen, die den Pfad begleiten. 

Gestiftet hat den 1890 angelegten Kreuzweg der Überlieferung zufolge der Gosheimer Pfarrer Peter Brand. Von ihm stammt allerdings nicht nur die Idee, einen solchen Gebets-
pfad vom unteren Flachsberghang anzulegen. Er übernahm auch die gesamten Kosten in Höhe von 2580 Mark, die nötig waren, um die 14 Stationshäuschen und die zugehörigen Bilderszenen herstellen zu lassen.

Vom Pfarrer gestiftet

Für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war dies schon ein stattlicher Betrag, den der Pfarrer da stiftete. Zudem beließ er es nicht bei dem Kreuzweg. Zusätzlich gab Brand auch noch 1555 Mark für den Bau der Herz-Jesu-Kapelle am oberen Ende des Pfads. Den Gebetsweg einzurichten war dann die Aufgabe der Pfarrei Gosheim. Sie zählt heute rund 2200 Mitglieder und gehört dem Pfarreienverbund Wemding an. Als Spender nahm Pfarrer Brand Einfluss auf die Gestaltung der gesamten Anlage. Als Standort für das Kruzifix am oberen Ende des Gebets-
pfads bestimmte er eine kleine Felsengruppe am Kalvarienberg. Das nackte Gestein, das aus dem Grün des umgebenden Wiesengeländes herauslugt, mag der Pfarrer mit dem historischen Platz Golgatha, der „Schädelstätte“ in Jerusalem, gleichgesetzt haben. 

Auf der Anhöhe wurde Jesus Christus der Überlieferung zufolge gekreuzigt. Der Name „Schädelstätte“ wird in Jerusalem allerdings auch auf die eigenartige Form der Anhöhe zurückgeführt. Vermutet wurde auch schon, der Name rühre von den Schädeln der dort Verurteilten und Hingerichteten her. Der christliche Gelehrte Origines, der um 200 nach Christus in Alexandria lebte, führte den Namen des Hügels auf den Schädel Adams zurück, der dort bestattet sei.

Die einzelnen Kreuzwegstationen von Gosheim bestehen aus recht hohen Gehäusen, die jeweils eine Sockelzone aufweisen. Große, rechteckige, vergitterte Nischen nehmen die einzelnen Stationsbilder auf. Die in klassizistische Rahmen eingesetzten Leidensszenen sind als Halbreliefs gestaltet und tragen im unteren Rand den erläuternden Text zum jeweiligen Geschehen im Bild. Den oberen Abschluss der Stationshäuschen bildet jeweils ein Kreuz.

Der Gosheimer Kalvarienberg wie auch der südlich sich anschließende Flachsberg zählen zum östlichen Kraterrand des Nördlinger Rieses, das sich mit dem Meteoriteneinschlag vor rund 15 Millionen Jahren in Sekundenbruchteilen bildete. Die Weißjurakalke stehen nicht mehr im Verband mit ihrem ursprünglichen Gesteinsuntergrund. 

Beim Einschlag des Meteoriten wurden die oberen Partien aufgepflügt und aus dem entstandenen Krater geworfen. So findet sich heute ein Teil des einstigen Untergrunds eingesunken und von jüngeren Gesteinsmassen überlagert. Die am Kalvarienberg erschlossenen Felspartien weisen eine „überkippte“ Lagerung auf. Älteres Gestein liegt über jüngerem – ein tektonisches Phänomen. 

Zahlreiche Schautafeln im „Geotop Kalvarienberg“ erläutern den Sachverhalt und weitere Erscheinungen. Ein gut einen Kilometer langer Lehrpfad erschließt den Geopark Kalvarienberg. 

Gerrit-R. Ranft 

23.04.2023 - Bistum Augsburg